Wild Camping mit dem Wohnmobil

So hüten Sie sich vor Bußgeldern und Sommerhitze

© welcomia – istockphoto.com

Mit dem Wohnmobil raus in die Natur fahren und an einem beliebigen Ort haltmachen: Erfahren Sie, was es mit dem Wild Camping auf sich hat, worauf Sie beim frei Stehen in der Sommerhitze achten sollten und in welchen Ländern das Wildcampen erlaubt ist.

Was bedeutet „wild campen“?

Und wieder ist es so weit: Die ungebändigte Abenteuerlust hat uns gepackt! Wir wünschen uns fort in entlegene Regionen und möchten unberührte Landstriche erkunden. Ein paar Tage freinehmen, hinaus ins Grüne fahren und die Seele baumeln lassen. Zwanglos und stressfrei soll sie sein, die Zeit der Erholung. Was liegt da näher, als seine sieben Sachen ins Wohnmobil zu packen, einfach draufloszufahren und an den schönsten Plätzen der Welt Halt zu machen? Ein solch unkonventioneller Urlaub wird als „Wild Camping“ oder „frei stehen“ bezeichnet und erfreut sich unter Wohnmobilfreunden großer Beliebtheit. Anstatt einen Stellplatz auf einem belebten Campingplatz zu mieten, erleben Sie beim Wildcampen einen ruhigen und naturnahen Aufenthalt. Das Wohnmobil wird dabei auf freien Wiesen oder Feldern, an Wegesrändern oder Waldparkplätzen geparkt. Doch Vorsicht! Entgegen der landläufigen Annahme ist das Wild Camping nicht uneingeschränkt erlaubt. Seien Sie informiert, welche Besonderheiten es beim Wildcampen zu beachten gilt und in welchen Ländern Sie problemlos frei stehen dürfen.

Worauf sollte beim frei Stehen geachtet werden?

Ob auf dem Campingplatz oder in der unberührten Natur: Sobald Sie Ihr Wohnmobil an einem Ort abstellen, tragen Sie für Ihre Umgebung Verantwortung. Dazu gehört, Ihren Stellplatz sauber und ordentlich zu halten, keinen Müll zu hinterlassen sowie den Naturschutz zu wahren. Hierzu zählt auch, keine offene Feuerstelle zu errichten. Gerade in der trockenen Jahreszeit droht sonst schnell ein Wald- oder Wiesenbrand. Zudem ist es nahezu überall verboten, Abwässer oder Chemikalien in der Umwelt zu entsorgen; steuern Sie hierzu lieber einen örtlichen Campingplatz an. Dies bezieht sich sowohl auf den Inhalt der Chemie-Toilette als auch auf das Abwaschwasser. Gerade beim frei Stehen an einem entlegenen Ort, gilt es sich der Ruhe der Natur anzupassen. Daher dürfen weder menschliche noch tierische Nachbarn durch lautes Partyverhalten gestört werden.

Tipp: Ein schattiges Plätzchen für Wildcamper

Für das Campen in der Sommerhitze gelten die Regeln des kühlen Verstandes: Parken Sie Ihr Wohnmobil immer an einem schattigen Platz; so verbrauchen auch der Kühlschrank und die Klimaanlage weniger Energie. Lüften Sie frühmorgens oder spätabends, wenn die Sommerhitze am schwächsten ist, und lassen Sie sonnenzugewandte Fenster geschlossen. Sorgen Sie mithilfe einer Markise oder eines Sonnensegels für zusätzlichen Schatten und verdunkeln Sie die Fenster durch Rollos oder Sonnenschutzfolien. So steht Ihrem sommerlichen Campvergnügen nichts mehr im Weg.

Wo ist Wild Camping erlaubt?

In vielen Bergregionen und ländlichen Gebieten ist das Wild Camping kein Problem. Sofern die allgemeinen Bestimmungen eingehalten werden, reicht oft schon ein guter Draht zum Ortsvorsteher oder der Tourismusgesellschaft, um in kleineren Gemeinden frei stehen zu dürfen. Damit Ärger oder Bußgelder jedoch keine böse Überraschung darstellen, gilt es sich vorab zu informieren, in welchen Ländern das Wildcampen nicht nur geduldet, sondern explizit erlaubt ist:

Deutschland

Frei stehen ist hier grundsätzlich nicht gestattet. Eine Ausnahme bildet das kurzzeitige Parken „zur Wiederherstellung der körperlichen Fahrtüchtigkeit“, sofern Sie sich nachweislich „auf Reisen“ befinden. Sprich, ein zweistündiges Nickerchen auf einem Parkplatz ist bei Übermüdung des Fahrers erlaubt, längeres Nächtigen untersagt.

Dänemark

In Dänemark ist das wilde Campen, fernab der öffentlichen Camping- und Stellplätze, mit Wohnmobilen im ganzen Land verboten. Gegen das freie Zelt aufschlagen in einem der knapp vierzig Wälder ist hingegen nichts zu sagen.

Griechenland, Kroatien, Portugal, Tschechien, Ungarn und Russland

Auch hier sind wilde Camper nicht gern gesehen, und das frei Stehen wird mit Bußgeldern geahndet.

Frankreich und Niederlande

Das wilde Campen ist in beiden Ländern verboten, bei Nichtachtung werden Strafen verhängt. Durch die hohe Tourismusdichte haben allerdings viele französische und niederländische Gemeinden private und zum Teil kostenlose Stellplätze errichtet.

Österreich und Schweiz

In Österreich und der Schweiz lässt sich die Gesetzeslage nicht verallgemeinern, in vielen Gemeinden gelten bezüglich des Wild Camping eigene Regeln. Mehrheitlich ist das freie Übernachten im Wohnmobil aber nicht gestattet.

Belgien und Spanien

In diesen beiden Ländern ist es zumindest erlaubt, eine Nacht auf ausgewiesenen Parkplätzen zu verbringen.

Polen, England und Irland

Hier ist das frei Stehen im öffentlichen Raum komplett untersagt. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Häufig wirkt ein nettes Wort mit dem Besitzer eines privaten Grundstücks wahre Wunder und ein Stellplatz kann nach Absprache gewährt werden.

Italien

In Italien ist das wilde Campen für eine Nacht erlaubt. Verbotene Regionen sind meist durch (italienische) Hinweisschilder oder gesperrte Zufahrtswege gekennzeichnet, im Bedarfsfall bitte bei der zuständigen Gemeinde nachfragen.

Schweden und Norwegen

Hier lauert eine kleine Falle, gilt doch in beiden Ländern das „Jedermannsrecht“. Diese Regelung besagt, dass jeder überall, auch ohne Genehmigung auf Privatgrundstücken campen darf, solange Sie außer Sichtweite von Häusern bleiben und kein offenes Feuer entzünden. Allerdings gilt dieses Recht nur für Wanderer mit Zelt, nicht aber für Camper mit Wohnmobilen. Als solcher Wildcamper dürfen Sie in Norwegen und Schweden hingegen auf öffentlichen Parkplätzen und am Ende von Sackgassen frei stehen.

Schottland

Schottland ist ein wahres Freicamper-Paradies. Dort darf im ganzen Land wild gecampt werden, sofern die Straßen nicht zu schmal sind oder ein gesondertes Verbotsschild an touristisch stark frequentierten Sehenswürdigkeiten ausgewiesen ist.